A LOVELY PIECE OF SHIT | KLUBNACHT + PERFORMANCE


Leider mussten wir den Abend mit A Lovely Piece of Shit kurzfristig absagen! Wir hoffen sehr dass wir mit der Schweizer Theatergruppe Extraleben nächstes Jahr zusammen arbeiten können. Euch allen eine wunderbare Samstag Nacht!

//
„Wir befinden uns in einem Elektroklub morgens zur Stunde Null: der Klub macht keine Einnahmen mehr, die zahlungswillige kritische Masse ist längst zu Hause oder in fremden Betten, zurück bleiben die Unersättlichen knietief im Trümmerhaufen der Vergnügsamkeit. Unsere Kulisse: plattgedrückte Plastikbecher, durchnässte Flyer und Zigarettenstummel. Hier und da Reste von spontanen Glitzer- und Konfettiattacken überdrehter Nachtschwärmer*innen, eine kaputtes Handy inmitten einer Pfütze auf dem klebrigen Boden und ein paar komatöse Opfer, vergessen und ignoriert, vereinzelt am Rand der letzten Schlacht.“

//
Klingt wie eine durchfeierte Nacht in der spedition, belle étage, kleine oder – seltener – große Halle. Das kennen wir alle – in der spedition und anderswo.
Vor allem aber ist dies der Ausgangspunkt, wenn auch nicht der Beginn der Theaterperformance A Lovely Piece Of Shit der Schweizer Theatergruppe Extraleben, die wir eingeladen haben, um uns durch eine Klubnacht zu begleiten. Gemeinsam mit Menschen aus dem Zuckerwerk organisiert der kunst- und kulturverein spedition e.V. diese Klubnacht für die Performance. Oder auch die Performance für die Klubnacht. Beide bedingen sich an diesem Abend. Die Klubnacht als Bühne der Performance oder eben die Performance als Bühne für die Inszenierung einer Klubnacht.
Genau da setzt A Lovely Piece of Shit ein: Hedonismus, Kapitalismuskritik, die Klubnacht als singuläres Erlebnis, immer wieder neu erdacht und choreographiert.

Zitat A Lovely Piece Of Shit:
„Klubs sind nicht nur Kulturinstitutionen, sondern als Ort des Exzesses auch Spielfläche für hedonistische Gesellschaftsentwürfe. Die Klubnacht ist ein Druckluftventil des prallen Lebens, was sich hier entlädt ist der Wunsch nach Ereignis und Sinnlichkeit. Auch wir entladen uns hier. Wir selbst sind Klubgänger, arbeiten dort oder leiten sie sogar. Wir begreifen den Klub als einen utopischen Ort, ebenso wie das Theater: Zwänge und Normen der Alltagsgesellschaft werden hier in Frage gestellt oder gänzlich abgeschafft. Ein Versuchsfeld.“

//
Am Anfang des Abends betritt A Lovely Piece of Shit die Bühne der Klubnacht. Sie flüchten mit uns auf die Tanzfläche: vor Weltproblemen, vor neoliberalistischem Jasagertum, vor Optimierungswahn, vor Infektionsangst, vor Yoga und vor allem vor Zarathustra. Der rät uns, wir sollen was machen, die Welt verändern, um nicht wie die letzten Menschen im Leerlauf der Gesellschaft zu enden: wo Freude Dauerzustand ist, alle gleich sind und nichts mehr weh tut. Also machen wir – yes we can: Wenn Zarathustra das sagt, muss es stimmen, er ist ein Freund von Nietzsche und hat 39.000 Likes auf Facebook. Doch letztlich bringt der Ratschlag uns Nichts näher als den Untergang. Um dort herauszukommen, wird das Wummerland errichtet, ein Ort ohne Sorgen, an dem jeder sein darf wer oder was er will. Dieses Wummerland wird durch die Nacht mit uns als Gästen befeiert, betanzt und besungen, wir werden mit Glitzer zu Wummerländer*innen gemacht.

Doch am Morgen, wenn der Plattenteller eiert, beginnt auch das Wummerland zu bröckeln. Mit dem grellen Putzlicht nach dem letzten Beat stürzt die Realität mit voller Härte wieder auf uns ein. Können wir das Wummerland wieder zurückholen? Keine*r darf merken, dass die Probleme auch hier, in unserem Wummerland, Schlupflöcher finden. Wir suchen Schuldige, verbarrikadieren die Grenzen und gründen mit den «Patriotischen Einhörnern gegen das Ende des Abends», eine Phalanx gegen die Unglücklichen. Wir versuchen unser Refugium aufrecht zu erhalten, bis wir schliesslich zum nächsten Höhepunkt von dannen ziehen und die letzten Menschen zurück auf dem Dancefloor lassen, in unserem gemeinsamen Zeugnis der Besinnungslosigkeit.

//
Von und mit BENJAMIN BURGER, FELICIAN HOHNLOSER, RAY HERLITZ, TOBIAS BIENZ, DIMITRI STAPFER Kostüm & Ausstattung HENRIETTE HERM Kostümassistenz ANNA DEBORAH GERBER Musik DJ RAYNBOW Gesang ANGELA PINA GANZONI Kommunikation KAJA EGGENSCHWILER, MADIA SABIROWA Grafik BENJAMIN BURGER Support CLAUDIUS KÖRBER, MAJA RÜEGG Gefördert durch STADT ZÜRICH KULTUR, FACHSTELLE KULTUR KANTON ZÜRICH, STADT WINTERTHUR, MIGROS KULTURPROZENT, ERNST-GÖHNER-STIFTUNG, THEATER AM GLEIS Koproduzent THEATER AM GLEIS

Neueste Beiträge